Wahlstedt, 24. September 2025. Mit rund 200 Teilnehmenden hat der Segeberger Wirtschaftstag im Kleinen Theater am Markt in Wahlstedt einmal mehr gezeigt, dass er das zentrale Forum für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft im Kreis Segeberg ist. In diesem Jahr standen die großen infrastrukturellen Entwicklungen im Fokus, die den Kreis Segeberg in den kommenden Jahren prägen werden.
„Wir haben bereits eine gute Lage in Schleswig-Holstein, im Hansebelt vor den Toren Hamburgs“, sagt Clemens Hermann, Geschäftsführer der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft des Kreises Segeberg (WKS) in seiner Eröffnungsrede. „Mit den neuen Verkehrswegen verbessert sich diese Lage und viele europäische Städte werden viel näher sein. Der Kreis Segeberg rückt ins Zentrum neuer Wege.“
Deswegen wurde an diesem Abend viel über den Weiterbau der A20 gesprochen: Den ersten Fachvortrag hielt Steffi Wulke-Eichenberg (DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) und gab dabei einem Überblick zum Planungsstand. Natürlich bedeutet der Bau einer Autobahn immer ein Eingriff in die Umwelt, aber Frau Wulke-Eichenberg stellte dar, welche Maßnahmen für den Natur- und Artenschutz von der DEGES ergriffen wurden, damit das Bauprojekt alle Auflagen erfüllt. So hat die DEGES nicht nur bestehende Brücken und Unterführungen für Fledermäuse nachgerüstet, sondern auch neue gebaut. Für beispielsweise Abschnitt 3 der geplanten Weiterführung (von etwa Bad Segeberg bis westlich Wittenborn) gibt es 13 dieser sogenannten ökologischen Bauwerke. Ein anderer Bestandteil der gesetzlichen Auflagen sind die Ausgleichs- und Ersatzflächen, die geschaffen werden müssen. Insgesamt werden für den Weiterbau der A20 von Bad Segeberg bis zum geplanten Elbtunnel bei Glückstadt 820 Hektar Fläche benötigt, von denen 239 Hektar versiegelt werden. Die Ausgleichs- und Ersatzflächen haben eine Größe von 1.974 Hektar. Vorausgesetzt, dass es die Finanzierungszusage geben wird, ist Frau Wulke-Eichenberg optimistisch, dass der frühestmögliche Baubeginn Ende des ersten Quartals 2026 sein kann.
Das andere große Thema beim Wirtschaftstag war die Feste Fehmarnbelt-Querung. Stig Rømer Winther, Geschäftsführer von Femern Belt Development aus Dänemark, machte deutlich: Die dänische Seite ist ganz anders auf die kommende Verbindung vorbereitet als Deutschland. Dänemark plant und agiert, als würde der Tunnel bereits existieren und nicht erst voraussichtlich 2029 fertiggestellt werden. Auf Lolland entsteht zum Beispiel gerade bis 2027 ein neues Gewerbegebiet mit bis zu 1.000 Hektar Fläche. Die dänische Politik und Wirtschaft macht sich nachhaltig darüber Gedanken, wie der Tunnel genutzt werden kann und was aus dem Bauprojekt entstehen soll – während Deutschland mit diesen Überlegungen nicht hinterherzukommen scheint. Gleichzeitig wird auch Verlässlichkeit auf deutscher Seite erwartet: Herr Winther äußerte seinen Frust darüber, dass
ihm Investoren abgesprungen seien, weil sich die Planung der Deutsche Bahn verzögere. Daher sein Appell: „Machen statt schnacken“.
Ein zentraler Aspekt der Vorbereitung ist die Entwicklung neuer Gewerbeflächen. Denn mehr Chancen bringen auch mehr Nachfrage – wie hoch diese Nachfrage an Gewerbeflächen im Kreis Segeberg und ganz speziell im Mittelzentrum Bad Segeberg/Wahlstedt ausfallen kann, haben zwei aktuelle Studien der CIMA Beratung + Management GmbH ergeben. Deren Partner und Senior Advisor, Uwe Mantik, stellte in seinem Vortrag die Ergebnisse vor. Er prognostiziert mit der Fertigstellung der Festen Fehmarnbelt-Querung und dem Weiterbau der A20 ab dem Jahr 2030 einen Mehrbedarf an Gewerbeflächen im Kreis Segeberg von 20 bis 25 Prozent.
„Lassen Sie uns also die Chance ergreifen, die vor uns liegt“, betont Hans-Joachim Grote, Aufsichtsratsvorsitzender der WKS, bei seinen abschließenden Impulsen für die zukünftige Kursbestimmung des Kreises. „Lassen Sie uns in neuen Räumen und neuen Strukturen denken.“ Wichtig für die Zukunft seien vor allen die interkommunale Zusammenarbeit und Vernetzung der Gemeinden sowie die Verkürzung von Entscheidungsprozessen. Nur so könne der Kreis von den neuen Verkehrswegen profitieren und nicht bloß zur Durchgangsregion werden.
Mit dem klaren Signal, dass der Kreis Segeberg im Zentrum neuer Entwicklungen steht, endete ein Abend mit langen und intensiven Gesprächen. „Die A20 ist natürlich das beherrschende Thema hier im Kreis Segeberg“, resümiert Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen. „Insofern ist es richtig, das auch zum Schwerpunktthema dieser Veranstaltung zu machen.“
Die rege Teilnahme, auch aus Unternehmerkreisen, zeigt, dass für viele Gäste steht schon jetzt feststeht: Auch im kommenden Jahr ist der Segeberger Wirtschaftstag ein Pflichttermin.
Weitere Informationen zum Thema:
Hierfinden Sie die CIMA-Studie zum Download und unsere Pressemitteilung dazu.
